R.Schmitz-Scherzer
Da ist im Süden Namibias die Sturmvogelbucht: Wallende Hitze, lodernde Luft. Das Kreuz des Diaz auf einer schwarzen Klippe. Der Horizont schwimmt im Wabern der Luft. Dem Kap vorgelagert Felsen, schwarz wie die Klippen des Landes, Finger des Todes. Im Auf und Ab des atmenden Ozeans schlagen Wellen ihre weiße Gischt auf den Strand. Wüste hinter dem Kap sanft geschwungen im Halbkreis. Sie hat sich grau gefärbt und ihre Haut mit Staub und Teppichen aus Sand und Geröll bedeckt.
Hinter der Klippe ein Grab: Steine ins Viereck gelegt. An einer der kurzen Seiten ein verwittertes Holzkreuz. Die Inschrift darauf: Here lies the body of John Pond of London. Died of thirst and hunger 1906. Daneben - nur eben angedeutet - zwei weitere Gräber - namenlos. In einiger Entfernung zwei Beinknochen im Sand. Einsamkeit, trotz Meer bewegungslos, trotz der Wellen tot - so tot wie John Pond. Hier hat der große Spieler das letzte Kapitel geprobt: er verbarg alles Leben unter den Steinen und im schäumenden Meer. Gab dem Sand die Farbe des Leblosen, legte ihm Trauerfarben an und gab der Gischt das farblose Weiß. In den Ritzen der Felsen versteckte er das letzte Grün. Kormorane - schwarze Prediger - schreiben spitze Buchstaben in die Luft. Die wirbelnde Hitze erstickt den Schrei der Möwen.
Die beiden Kaprobben drüben auf der Klippe dösen ahnungslos in dieser Leblosigkeit. Ein Ende? Das Ende? Ein Anfang? Von was?
|